aus: Spektrum der Wissenschaft, Juli 2007
Niels Bohr sagte einmal: »Wenn es Ihnen beim Studium der Quantenmechanik nicht schwindelig wird, dann haben Sie sie nicht wirklich verstanden.« Die Welt der Quantenphysik ist bizarr und sie
wird, so zeigen es laufend neue Experimente, noch bizarrer. Um solche Zeichen als Zäsur zu fassen, sprechen manche bereits von einer »zweiten Quantenrevolution«.
Aber selbst unser vermeintliches Verständnis der Quantenwelten wird in den letzten Jahren zunehmend gefährdet, etwa beim legendären Welle-Teilchen-Dualismus. Seit Mitte der 1980er Jahre
experimentiert der Forscher Alain Aspect am berühmten Doppelspaltversuch mit »verzögerter Wahl«. In diesem Versuch werden wie üblich Photonen durch zwei Löcher geschickt. Doch brauchen sich die
Lichtpartikel hier erst – per Messvorrichtung – für »Teilchen« oder »Welle« zu entscheiden, nachdem sie den Apparat durchflogen haben. Als der französische Experimentator kürzlich in
einem Vortrag darüber berichtete, schien mir, als würde auch er diese Ungeheuerlichkeit fast als ein Mysterium hinnehmen, das man zwar untersuchen, aber mit dem Verstand nicht wirklich begreifen
könne.